zäme wohne - die inklusive WG mitten in der Gesellschaft

ein Projekt von insieme Kanton Bern in Zusammenarbeit mit der Stadt Bern

Grundlegend gehen wir davon aus, dass Menschen mit Behinderung das Recht darauf haben, selbstbestimmt mitten in der Gesellschaft leben zu können. In der UNO-Behindertenrechtskonvention ist dieses Recht festgehalten. Das vorliegende Wohnprojekt liefert einen Beitrag zur Umsetzung dieser berechtigten Forderung. „Menschen mit Behinderung können selber entscheiden, wo und mit wem sie wohnen.“
Hintergrund und Ausgangslage

Eine eigene Wohnung zu haben, ist nicht für alle gleich einfach. Gerade für Menschen mit einer geistigen Behinderung scheint dieser Wunsch oft unerreichbar und ist heute weder eine Selbstverständlichkeit noch die Realität. Der Grossteil aller Menschen mit Behinderung lebt in Institutionen.

Aktuell bestehen viele Bestrebungen, diese Situation zu ändern und die Selbstbestimmung von Menschen mit kognitiver Behinderung beim Wohnen zu erhöhen.

So wird der Kanton Bern mit der Umsetzung des Behindertenkonzeptes und des neuen Behindertenleistungsgesetzes (BLG) per 1. Januar 2024 die Subjektfinanzierung für alle Menschen mit Behinderung einführen.

Insieme Kanton Bern ist mit Blick auf dieses fortschrittliche Modell in die Entwicklung dieses Wohnprojekts eingestiegen.

Grundhaltung im Projekt

Dem Projekt liegt eine über mehrjährige Entwicklung zugrunde, in dem sich die jungen Erwachsenen zusammen mit ihren Eltern unter der Projektleitung von insieme Kanton Bern und der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW als Projektbegleitung mit ihren Vorstellungen des selbständigen Wohnens auseinandergesetzt haben. Im Rahmen dieses Projekts wurden  konkrete Formen der Organisation des Wohnprojekts als auch eine Grundhaltung zum selbstbestimmten Wohnen entwickelt:

  Inklusion und Selbstbestimmung: In Abgrenzung zu Heimeinrichtungen im Behindertenbereich geht das Wohnprojekt von einem gemischten Wohnen aus und nicht von einer homogenen Gruppe von Menschen mit Beeinträchtigung. Dazu gehört, dass sich die jungen Erwachsenen im Wohnprojekt weitgehend selbst bestimmen, wer ihre Mitbewohnerinnen und Mitbewohner mit und ohne Behinderung sein sollen.  Privatsphäre ist sehr wichtig und doch freuen sich die jungen Erwachsenen über eine lebendige Nachbarschaft, in der man sich gegenseitig hilft.

Konzipierung

Ganz grundlegend bewegt sich das Wohnprojekt in einem politisch sehr aktuellen Rahmen. Es passt bestens zur Wohnstrategie der Stadt Bern von 2018, die vielfältigen Wohnraum für alle anstrebt, unabhängig von deren Einkommen, Alter, Herkunft, Religion, Geschlecht, Behinderung, Lebenslage oder Lebensstil.

Das Projekt „Selbstbestimmtes Wohnen“ von insieme Kanton Bern verfolgt das Ziel, gemeinsam mit betroffenen jungen Erwachsenen eine Wohnform zu entwickeln, welche ihren Bedürfnissen gerecht wird. Mittels einer partizipativen Vorgehensweise wurde mit den jungen Erwachsenen und ihren Familien herausgearbeitet, wie sie konkret leben wollen. Mittelfristig wird eine grösstmögliche Selbständigkeit in der Lebensführung, unabhängig von der eigenen Familie, angestrebt.

Dieses Ziel kann mit der Miete der Cluster-Wohnung nun umgesetzt werden.  In den sechs Einheiten werden 6 Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenwohnen. Grundsätzlich wird von einem normalen und natürlichen Zusammenleben ausgegangen, in welchem den Menschen ohne Beeinträchtigung kein pädagogischer oder pflegerischer Auftrag zukommt.

Die  bereits bekannten Mieter bestimmen weitgehend selbst, wer ihre Mitbewohnerinnen und Mitbewohner sein sollen.

Die Stärke derCluster-Wohnung liegt in der möglichen Aufteilung von allgemeinen und privaten Räumen.
Im Sinne einer Wohngemeinschaft wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass ein grosser Teil der alltäglichen Aufgaben gemeinsam unter den Bewohnenden aufgeteilt wird. Hierfür wird im Verlauf der Projektentwicklung Zeit eingeplant. Für einzelne Aufgaben sollen die Bewohnenden möglichst eigenverantwortlich und selbstbestimmt professionelle Personen und Assistenzen anstellen können. Den jungen Projektteilnehmenden war es sehr wichtig, dass alle Aktivitäten gemeinsam geplant werden. Dies soll mit ihnen und nicht über ihre Köpfe hinweg geschehen.

Projektgruppe

Projektleitung:

Käthi Rubin, ehemalige Geschäftsleitung insieme Kanton Bern

Projektbegleitung:    

Nuria van der Kooy, Mitarbeiterin Wohnschule Pro Infirmis Zürich

Dr. Tobias Studer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Hochschule für Soziale Arbeit FHNW